El Carnaval

DSCF2509Hallo an alle Leser meines Blogs!

 

Mein letzter Eintrag liegt einige Zeit zurück, ihr müsst euch aber keine Sorgen machen, ich lebe noch! Sehr gut sogar, die vergangenen Wochen über gab es nämlich nur ein Thema: die bunte Zeit des Karneval!

Um deOLYMPUS DIGITAL CAMERAn größten traditionellen Karneval Boliviens mitzuerleben, sind wir am Freitag, dem 28. Februar, nach Oruro aufgebrochen. Die Stadt an sich stellt unter dem Jahr keinen besonderen touristischen Anlaufspunkt dar, sobald aber der Karneval beginnt, strömen Besucher aus der ganzen Welt zu diesem Spektakel. Und das nicht ohne Grund!

OLYMPUS DIGITAL CAMERADie Feierlichkeiten wurden am Samstag gleich durch einen Höhepunkt, die als „Entrada“ bezeichnete, größe Eröffnungsparade, eingeleitet. Dabei zeigten tausende von Tänzern, die bereits seit November proben, ihre Künste in traditionellen Tänzen wie Tinku, Saya, Diablada, Morenada und etlichen weiteren. Doch nicht nur die Tänze an sich waren beeindruckend, auch an der Vielfalt und Farbenpracht der Kostüme konnte man sich nicht sattsehen. Ich war erstaunt, wie leicht und mühelos die Tänzer ihre Vorführungen darboten, obwohl sie über Stunden hinweg ohne Pause durch die ganze Stadt zogen. Dass diese – sowieso schon körperlich unglaublich anstrengende Leistung – durch die Kostüme nochmal erschwert wurde,  durfte ich auch noch am eigenen Leibe erfahren, als mir einer der Tänzer, mit denen man auch am Rand der Parade kurze Gespräche führen konnte, den Kopf seines Bärenkostüms zum Anproben überließ.

Doch nicht nur die Tänzer waren in Bewegung, auch auf den Zuschauertribünen an DSCF2530den Straßenrändern herrschte eine ausgelassene Stimmung. Viele der Zuschauer tanzten selbst auf ihren Plätzen mit und nicht nur die Kinder hatten ihren Spaß dabei, die übrigen Besucher von oben bis unten mit Sprühschaum zu bedecken.

Zu meinem großen Bedauern wurde dieser Stimmung aber am späten Nachmittag Abbruch getan. Plötzlich beendeten alle Tänzer den Umzug und unter den Zuschauern machte sich großes Schweigen breit. Einige Minuten warteten wir auf eine Meldung, warum die Parade zum Stillstand gekommen war und waren geschockt, als es hieß, dass drei Blöcke von uns entfernt eine Fußgängerbrücke eingestürzt und dabei mehrere Menschen verletzt, einige sogar ums Leben gekommen waren. Ein wirklich schrecklicher Unfall, den es in ähnlicher Form in der Geschichte des Karnevals von Oruro noch nie gegeben hat. Wie wir später erfahren haben, bestand der Grund für den Einsturz wohl darin, dass zu viele Menschen auf der Brücke waren und diese durch deren Sprünge und den Schall der darunter marschierenden Kapelle in zu starke Erschütterung gekommen ist. Heute wissen wir Bescheid, dass dabei fünf Menschen ums Leben gekommen sind und etwa 90 verletzt wurden.

Obwohl der Umzug – wohl aus Kostengründen – mit einigen Stunden Verspätung fortgesetzt wurde, war der Tag, der so schön angefangen hatte, damit für uns beendet und wir fuhren zurück zu unserer Unterkunft, dem Haus der Mutter einer Freundin von uns. Auch wenn wir schon so manche schöne Erfahrung in Bezug auf die Gastfreundlichkeit der Bolivianer machen durften, so war ich doch wirklich berührt von der Offenheit und Hilfsbereitschaft, die uns von unserer Gastfamilie und auch noch einigen anderen Menschen in Oruro entgegengebracht wurde!

OLYMPUS DIGITAL CAMERAAm nächsten Morgen war der Vorfall des Vortags natürlich nicht vergessen, doch das Motto lautete an diesem Faschingssonntag: „The show must go on!“ und so lief das Programm wie geplant ab. Neben den Tanzeinlagen, die denen vom Samstag stark ähnelten,  gab es noch eine ganz besondere Tanzgruppe, die unsere Aufmerksamkeit erregte und aus der Reihe fiel. Einige Männer hatten sich als „Cholitas“ verkleidet, also als Frauen in der bolivianischen Tracht. Den professionellen Tänzern konnten sie zwar nicht das Wasser reichen, doch unterhaltsam war es allemal.

Gegen Abend gab es dann noch ein großes Wiedersehen mit DSCF2613unserem ehemaligen Mitfreiwilligen, den wir seit etwa zwei Monaten nicht gesehen hatten, was wir abends noch zusammen mit den begeisterten Zuschauern des Umzugs auf seiner Tribüne feierten. So fielen wir dann auch nach zwei Tagen mit viel Tanz, Spaß und Sprühschnee, leider aber auch einem tragischen Ereignis, ins Bett um am nächsten Morgen wieder zurück nach Cochabamba zu fahren.

Was wir jedoch nicht ahnten: Damit war der Karneval für uns noch nicht vorbei. Am Montag erwartete uns in Cochabamba eine nasse Überraschung. Dass es in Bolivien Brauch ist, zum Karneval alle Leute – egal, ob Bekannte oder nicht – mit Wasserbomben und –pistolen zu verfolgen, wussten wir zwar eigentlich schon aus Independencia, doch in Cochabamba nahm das Ganze ungeahnte Ausmaße an. Der Weg durch die Stadt wurde zu einem wahren Spießrutenlauf, da von beiden Straßenseiten die Wasserbomben im Sekundentakt auf uns zugeschossen kamen. Wirklich erleichtert war ich, als über einige Meter hinweg niemand in Sicht war, doch sich in Sicherheit zu wägen, stellte sich schon kurz darauf als falsch heraus. Der Grund dafür, dass sich niemand auf diesem Abschnitt der Straße aufhielt, war nämlich, dass einige Jugendliche auf dem angrenzenden Hochhaus mit Wassereimern lauerten, sodass ich letztendlich den kompletten Inhalt aus einigen Metern Höhe abbekam und mir letztendlich auch meine Regenjacke nicht mehr weiterhalf.

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